DIE LETZTEN ZWÖLF LEBENSJAHRE (1931-1943) [S.257]

L. Y. Oppenheimer:

FRANZ OPPENHEIMERS LETZTE ZWÖLF LEBENSJAHRE
VERSUCH EINER BIOGRAPHISCHEN SKIZZE

Diese Selbstbiographie Franz Oppenheimers wurde 1930 geschrieben und im Frühjahr 1931 veröffentlicht. Wie ihr Verfasser im letzten Absatz seines Buches schrieb, glaubte er damals am Beginn eines neuen, wahrscheinlich des letzten Kapitels eines erfolgreichen Lebens zu stehen. Er hoffte auf ein Alter, in dem es ihm vergönnt sein würde, sich ungestört von Amtspflichten seinem geistigen Schaffen und der Förderung eines von ihm initiierten gedeihenden Siedlungswerks zu widmen. Er konnte nicht ahnen, daß der betrübendste, bedrohteste und tragischste Abschnitt seines Lebens ihm gerade jetzt bevorstehen sollte —, daß er um seiner Abstammung und seiner Überzeugung willen diskriminiert und in seiner Ehre gekränkt — und daß es ihm auferlegt sein würde, im 75. Jahr seines Lebens fast ohne finanzielle Mittel und ohne jede Sicherheit für seine Existenz ins Exil zu gehen.

Die besondere Tragik dieses Lebensabends lag darin, in eben die historische Tragödie verstrickt zu werden, vor deren Eintritt Franz Oppenheimer stets gewarnt und um deren Verhütung er sich so leidenschaftlich gemüht hatte. So sehr er sich als Handelnder gescheitert finden mußte, so konnte er sich doch als Erkennender bestätigt fühlen. Denn was der Welt damals widerfuhr, bekräftigte seine unablässige Warnung, daß es verhängnisvoll sein würde, sich über die elementaren Gebote einer rationellen Boden- und Siedlungspolitik hinwegzusetzen.

Er hatte gelehrt, daß sich eine stetig und nachhaltig fortschreitende sozialökonomische Entwicklung nur in freiheitlichen und zugleich auf Grundsätzen der Gerechtigkeit aufgebauten sozialen Ordnungen vollziehen kann. Sie kann nur das Werk frei schaffender Menschen sein, die es lohnend finden, ihre Kräfte voll einzusetzen, weil ihnen der Ertrag ihrer Arbeit nicht durch aufgezwungene Ansprüche privilegierter herrschender Gruppen verkürzt wird. — Wo das Gegenteil der Fall ist, fehlt dem arbeitenden Menschen nicht nur der psychologische Antrieb, sondern auf die Dauer auch die physische Möglichkeit, mit dem Maß an Anspannung, Sorgfalt [S.258] und Hingabe zu schaffen, das von einer modernen Wirtschaft gefordert wird. - Schon aus diesem Grunde ist es unmöglich, in Ländern mit rückständiger Sozialordnung und extrem steilem Einkommensgefälle eine intensive und selbstverstärkende Entwicklung in Landwirtschaft und Industrie herbeizuführen. Ein ebenso wichtiger weiterer Grund liegt auf der Nachfrageseite. Die breiten Massen in diesen Ländern sind viel zu arm, als daß ein kaufkräftiger Markt für Produkte der Konsumindustrie und Veredlungslandwirtschaft entstehen könnte.

Aus sehr ähnlichen Gründen blieben die Gebiete des ostdeutschen Großgrundbesitzes zur Zeit Franz Oppenheimers immer stärker hinter der fortschreitenden Entwicklung Westdeutschlands zurück. Die von verständnisvollen Gutsbesitzern geleiteten Betriebe mit befriedigender Arbeitsverfassung und entsprechend hoher Arbeitsintensität waren nicht zahlreich genug, um den wirtschaftlichen Charakter des Gebietes bestimmen zu können. Im Durchschnitt der Betriebe waren die Roherträge viel niedriger und die Wirtschaftsausgaben zuzüglich der Wirtschaftsverluste nicht unerheblich höher als bei den guten Betrieben. So konnten selbst in Zeiten normaler Wirtschaftslage im allgemeinen nur sehr beschränkte Reinerträge erzielt werden.

Überdies wurde ein beträchtlicher Teil dieser Reinerträge in größeren Städten außerhalb der ländlichen Regionen verausgabt, so daß sie das Wirtschaftsleben der ländlichen Klein- und Mittelstädte nicht befruchten konnten. Dies mußte zu einer Stagnation in der Entwicklung von Handwerk, Handel und regionaler Industrie führen. Und aus dieser Unterentwicklung der Volkswirtschaft mußte sich schließlich auch eine kulturelle, administrative und politische Unterentwicklung ergeben. Denn eine sich von feudaler Vormundschaft befreiende demokratische Selbstverwaltung setzt eine selbstbewußte, bildungsbedürftige, wirtschaftlich prosperierende ländliche Gesellschaft von aufstrebenden Bauern, mittelständischen "Arbeitsbürgern" und bodenständigen Industriearbeitern voraus.

Jahr für Jahr wanderten junge aufstrebende Kräfte aus diesen Gebieten in die westdeutschen Industriegebiete ab, so daß es zu einem quantitativen wie qualitativen Bevölkerungsschwund kommen mußte. Das so entstehende Bevölkerungsvakuum war um so gefährlicher, als - zum Teil unter dem Einfluß von Schülern Franz Oppenheimers - die östlichen Nachbarländer Deutschlands, Polen und die Tschechoslowakei, in der Zeit nach dem ersten Weltkrieg [S.259] eine breit fundierte, die sozialen Unterschichten hebende volkstümliche Siedlung eingeleitet hatten. Im Gefolge dieser Siedlung war eine rasch erstarkende städtisch-industrielle Entwicklung und zugleich eine tiefgehende Umbildung der bestehenden ländlichen Lebensordnung in demokratischem Sinne zu erwarten.

Bei weiterem Fortschreiten einer solchen Entwicklung war eine zunehmende Schwächung der wirtschaftlichen und psychologischen Widerstandskraft der angrenzenden deutschen Ostgebiete und auf die Dauer sogar eine immer ernstere Gefährdung ihres nationalen Bestandes zu befürchten. Wie andere Vorkämpfer der Durchführung einer volkstümlichen inneren Kolonisation in Deutschland hatte Franz Oppenheimer schon Anfang des Jahrhunderts warnend erklärt, daß der deutsche Osten zwischen „Kolonisation und Polonisa-tion" zu wählen haben würde!

Eine Abwehr dieser Gefahr war nur im Wege der Durchführung einer ähnlich volkstümlichen Siedlung und städtisch-industriellen Entwicklung im deutschen Osten zu erreichen, beginnend mit einer wesentlichen Verstärkung des bäuerlichen Anteils an der landwirtschaftlichen Fläche: um das zu ermöglichen, mußte der schon in normalen Zeiten ernstlich notleidende schwächste Teil der ostdeutschen Gutsbetriebe aufgeteilt und der in normalen Zeiten eben leidlich balancierende Großteil dieser Betriebe entweder durch Absiedlung verkleinert oder durch fortschreitende Verbesserungen der Arbeitsverfassung und des Lohnsystems allmählich in „Anteilswirtschaften" verwandelt werden. Die wirtschaftlich voll leistungsfähigen Betriebe brauchten in keiner Weise angetastet zu werden.

Nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise im Jahre 1930 wäre die Durchführung dieses längst überfälligen Reformprogramms ohne ernste Widerstände möglich gewesen. Denn der durch diese Krise hervorgerufene Schwund der Kaufkraft in den Industriegebieten hatte die ostdeutsche Landwirtschaft um so schonungsloser getroffen, als ihr der unentwickelte Binnenmarkt Ostdeutschlands keinerlei Ausweichmöglichkeit bot. Hierdurch gerieten selbst die leistungsfähigsten unter diesen Betrieben in eine gewisse Bedrängnis: sie hatten in Zeiten besserer Konjunktur und höherer Preise große Investitionskredite aufgenommen, deren Kapitaldienst jetzt über ihre Zahlungsfähigkeit hinausging. Viel schlimmer lag es in den schwächeren und schwächsten Betrieben, deren Zustand völlig unhaltbar geworden war. Sie konnten häufig nicht einmal das lebende und [S.260] tote Inventar in seinem Bestande erhalten, so daß die Betriebe leistungsunfähig wurden und großenteils sogar in einen devastierten Zustand gerieten.

Ein Ausweg aus dieser Lage war nur durch Einsatz sehr großer Mittel für Subsidien und Umschuldungsmaßnahmen zu erreichen. Diese mußten von der deutschen Wirtschaft, namentlich von der deutschen Industrie aufgebracht und nach vom Staat festzulegenden Richtlinien vergeben werden. In dieser Lage wäre es bei klarer Einsicht in die politischen Voraussetzungen einer erfolgreichen Reform und bei zielbewußtem Vorgehen durchaus möglich gewesen, die Vergebung dieser Hilfsgelder an die Bedingung einer Zug um Zug durchzuführenden Landabgabe für Siedlungszwecke zu knüpfen! — In der sehr sachkundigen und wohl abgewogenen „Geschichte der ländlichen Siedlung" von W. F. Boyens heißt es in diesem Sinne: „Keinen roten Heller durfte man in die Entschuldung aus öffentlichen Mitteln stecken, ehe nicht zuvor über die Landlieferungsverbände die Erfüllung des Landlieferungssolls global unter Mitbeteiligung gegebenenfalls auch der weniger kranken und ungesunden Großbetriebe und unter Festlegung des modus procedendi für den Einzelfall sichergestellt war. Die Erfüllung des Landlieferungssolls als nationale Aufgabe und als Gegenleistung für die großzügige Hilfe des ganzen Volkes und der Industrie, das allein wäre eine genügend breite Grundlage gewesen, um politische, wirtschaftlich und finanziell ein großes Siedlungswerk auszulösen"1)

Diese einzigartige Möglichkeit wurde jedoch erneut verpaßt — nicht anders, als dies schon 1919 geschehen war.2) Boyens schreibt hierüber ganz in Franz Oppenheimers Sinn: „Alle echten Reformen, die in eine bestehende Besitzstruktur eingreifen, sind nur dann erfolgreich und von Bestand, wenn sie unmittelbar im Zeichen der Not, die sie gebar, begannen und durchgeführt werden."3) — Ist diese Notzeit jedoch vorüber und die politische und wirtschaftliche Position der herrschenden Klasse erneut gesichert, dann sitzt sie wieder so fest im Sattel, daß sie sich keine ernsteren Eingriffe in ihr Besitzrecht mehr gefallen zu lassen braucht. — Indem man in voller Verkennung dieses grundlegenden politischen Zusammenhangs den Großgrundbesitz entschuldete, ohne ihm eine Zug um Zug durchzu-

1) 2 Bände Bonn—Berlin, 195911960, Band III, Seite 154.
2) Siehe oben, Seite —
3) a.a.O., Seite 91.

[S.261] führende weitgehende Landabgabe aufzuerlegen, hatte man diese Landabgabe und damit auch die erstrebte Sanierung der ostdeutschen Agrarstruktur unmöglich gemacht! - Daß diese Konsequenz nicht vorausgesehen, geschweige denn gewünscht wurde, ändert nichts am Wesen der Sache.

Der Grund dieses verhängnisvollen Fehlers lag letzten Endes in Mängeln der Einsicht. Die fundamentale Bedeutung des Siedlungsprogramms für die Zukunft Deutschlands wurde von den demokratischen Politikern der damaligen Zeit erst viel zu spät erkannt; und als diese verspätete Einsicht im letzten Augenblick doch noch kam, ging sie selbst jetzt nicht tief genug, um auch die soziologischen und machtpolitischen Voraussetzungen für die politische Durchsetzung eines solchen Programms zutreffend würdigen und berücksichtigen zu können.

Hinter der Forderung nach sofortiger Durchführung eines sehr weitgehenden Entschuldungsprogramms stand der starke politische Einfluß und die geschulte politische Taktik einer aus der Mehrheit der Großgrundbesitzer und der der Bergherren und Schwerindustriellen gebildeten politischen Front. Als Triebkraft wirkten handfeste protektionistische Interessen und leidenschaftliche antidemokratische Sentiments einer kapitalistisch stark interessierten und dennoch starr an ihren feudalen Prärogativen festhaltenden Herrenschicht. Die Durchschlagskraft dieser Interessen und Sentiments war so groß, daß sie der Durchführung des Entschuldungsprogramms ein unbedingtes Primat verschaffte.

Hinter dem nur dem allgemeinen Nutzen dienenden Programm struktureller Sanierung durch Siedlung stand keine einzige dynamische Triebkraft. Selbst unter den demokratischen Parteien der Weimarer Republik hatte keine dies Programm für wichtig genug gehalten, um sich damit zu identifizieren und es gegen noch so mächtige Widerstände durchzukämpfen. Und innerhalb des staatlichen Aufbaus hatte man die Sorge für die Siedlung als eine Wohlfahrtsangelegenheit dritten Ranges mißverstanden und sie daher zusammen mit dem Wohnungswesen einer wenig einflußreichen Instanz übertragen.

Selbst als Brüning und Schlange-Schöningen sich 1931 entschlossen, im Namen der demokratischen Parteien einen ernsten politischen Kampf für das Siedlungsprogramm zu beginnen, ließen sie die für den Erfolg eines solchen Kampfes entscheidenden macht- [S.262] politischen Voraussetzungen so völlig außer Acht, daß sie dennoch scheitern mußten, Der schwerste Fehler lag darin, daß Schlange-Schöningen mit größtem Eifer eine möglichst rasche Durchführung des Entschuldungsprogramms vorwegbetrieb, und die Siedlung später nachziehen zu können hoffte. Überdies hatte er zur Durchführung der Entschuldung einen so überaus reich ausgestatteten Apparat von Gesetzen, administrativen Befugnissen und finanziellen Hilfsmitteln geschaffen, daß sich nach Boyens' richtiger Feststellung „... mit dem vorhandenen Bestand an Gesetzen und Verordnungen, mit einem solchen Volumen an Vollmachten, Rechten, Krediten und Zuschüssen schlechthin jeder Betrieb sanieren ließ..."1) Denn selbst die allerschwächsten und großenteils schon devastierten Betriebe ließen sich noch für ihre Besitzer retten, wenn sich ein Treuhänder fand, der die Betriebsführung überwachte und die Bürgschaft für ihre allmähliche Normalisierung übernahm, und wenn sich der Besitzer für einige Jahre mit einem recht bescheidenen Einkommen zufriedengab.2) Angesichts der natürlichen Solidarität innerhalb des Großgrundbesitzerstandes fanden sich fast immer Institutionen und Standesgenossen, die für das Zustandekommen dieser Möglichkeit sorgten.

Damit war fast sämtlichen Gutsbesitzern die Möglichkeit gegeben, sich ihre Güter auch ohne Opfer an Land zu erhalten, so daß jedes Motiv zu einer freiwilligen Landabgabe entfiel.3) Aber auch für die Ausübung eines Zwanges war es nun schon zu spät geworden: in ihrem Besitz erschütterten Betriebsinhabern gegenüber wäre ein solcher Zwang wirksam gewesen; in ihrem Besitz neu gesicherten Betriebsinhabern gegenüber war er jetzt nichts mehr als eine leere Drohung. Denn wem die gesicherte Verfügung über sein Land zurückgegeben worden war, der hatte damit auch seinen Anteil an der

1) Boyens, a.a.O., Seite 84.
2) a.a.O., Seite 85.
3) Hierüber schreibt Boyens: „Es war ein Unding, glauben zu wollen, die Eigentümer wären bereit gewesen, Land abzugeben, nachdem ihr Betrieb wieder auf eine gesunde Grundlage gestellt worden war. Und es war ein ebensolcher Irrtum, anzunehmen, jemand, der schon nicht mehr an seine Entschuldungsfähigkeit geglaubt hatte, würde auch dann noch freiwillig auf die Entschuldung verzichten und seine Betriebe an die Siedlung abgeben, wenn neu erlassene Gesetze ihre Sanierung zuließen. Wer dergleichen erwartete, dem war nicht zu helfen." (a.a.O., S. 95/96).

[S.263] mit dem Landbesitz verbundenen politischen Macht des Großgrundbesitzes wiedergewonnen! —

An der Verkennung dieses Zusammenhanges ist die Regierung Brüning zugrunde gegangen. Und damit brachen die letzten Deiche, die dem Durchbruch des Nationalsozialismus zur unbeschränkten Herrschaft noch im Wege gestanden hatten. Der Versuch, eine dem Großgrundbesitz und der Schwerindustrie weit entgegenkommende reaktionäre Regierung v. Papen an der Macht zu halten, scheiterte nach wenigen Monaten an der stürmisch fortschreitenden Radikalisierung der arbeitslosen und leidenden Massen, die eine solche Regierung als Provokation empfinden mußten. Ihr einziger „Erfolg" war eine Entmachtung der demokratischen Kräfte, durch die der Machtergreifung Hitlers die letzten Hindernisse aus dem Wege geräumt wurden.

Auch der letzte Versuch, eine Regierung ohne Hitler zu bilden, die des Generals v. Schleicher, scheiterte nach kurzer Zeit. Dieser hatte erkannt, daß die Rückkehr zu einer arbeiter- und siedlungsfreundlicheren Politik nur auf dem Wege über eine Zusammenführung der Gewerkschaften mit dem gemäßigten Flügel der Nationalsozialisten unter Gregor Strasser zu erreichen war. Und dieser ohnehin sehr schwierige und im günstigsten Fall Zeit erfordernde Versuch wurde von den Reaktionären so leidenschaftlich bekämpft, daß Schleicher keine Zeit gelassen wurde, ihn zu Ende zu führen. In der Tat zogen es die Gegner Schleichers bei weitem vor, Hitler an die Macht zu bringen, dessen Ausschaltung aller demokratischen Kontrollen ihnen behagte und dessen tiefe politische Gewissenlosigkeit sie zumindest nicht schreckte. Sie hegten die allzu selbstgefällige Hoffnung, Hitler politisch „überspielen" und die durch Arbeitslosigkeit bedrängten, aufgewühlten und aufrührerischen Massen vor ihren Wagen spannen zu können. Als sich diese ihre törichte Hoffnung bald als leeres Trugbild erwies, hatten sie einem fanatischen und zutiefst gewissenlosen dämonischen Willen die unbeschränkte Herrschaft über Deutschland in die Hände gespielt und sich selbst jedes maßgebenden Einflusses begeben.

Jetzt verfügte Hitler über eine Macht, mit der er weit über Deutschland und weit über seine eigene Zeit hinaus schlimmstes Unheil säen konnte. Nun konnte er den dreifachen Kampf führen, den er sich geträumt hatte: seinen Kampf zur Vernichtung des menschlichen Gewissens und aller aktiven Zeugen dieses Gewis- [S.264] sens; seinen Kampf um die oberste Herrschaft in einer entgotteten Welt und seinen Feldzug zur politischen Vernichtung und Versklavung des Ostens!

Von diesen drei Feldzügen des Bösen hat sich Europa bis heute nicht erholt: bis heute ist das Vertrauen zur Kraft des guten Willens und der wahrheitsgemäßen Einsicht noch nicht zurückgekehrt. Noch heute herrscht die Überzeugung, daß das Schicksal Europas nur durch die stärksten Mächte diktiert werden kann. Und noch heute wird behauptet, daß die Zukunft Deutschlands durch ein Tauziehen zwischen der politischen und wirtschaftlichen Macht des Westens und der des Ostens entschieden werden wird!

In diesem Paroxysmus des Machtwillens und Machtdenkens ist der einzige sichere Weg zu einer friedlichen Einheit Europas, die Durchsetzung einer agrardemokratischen Entwicklung im östlichen Mitteleuropa, auf der Strecke geblieben: um der tödlichen Tyrannei Hitlers zu entrinnen, hatten sich die Völker des östlichen Mitteleuropa mit der minder harten Tyrannei der Sowjets verbünden und sich in ihr autoritäres Staats- und Wirtschaftssystem eingliedern müssen. Wäre es nicht dahin gekommen, so hätten die hoffnungsvollen Ansätze einer agrardemokratischen Entwicklung in diesen Ländern ihren Fortgang nehmen können; und dann würde sich auch der deutsche Osten einer solchen Entwicklung angeschlossen haben. So wäre in diesem ganzen Raum — in zeitgemäßer Erneuerung der großen genossenschaftlichen Traditionen europäischer Vergangenheit — ein „dritter Weg" freiheitlich-sozialistischer Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft maßgebend geworden. Und damit hätte man die Schroffheit der Gegensätze zwischen dem westlichen und dem östlichen Europa stark gemildert, wo nicht sogar überbrückt, und das Zusammenwachsen Europas zu einer künftigen friedlichen Einheit gefördert.

Wie weit der in den Jahren nach 1956 eingeschlagene liberalere Kurs der polnischen Agrar- und ländlichen Entwicklungspolitik konsequent fortgesetzt worden ist — und wie weit er zum allmählichen Aufbau einer echten freiheitlichen Agrardemokratie und zu einer bodenständigen Industrieentwicklung führen kann, läßt sich heute noch nicht übersehen. In jedem Falle sollten alle weiter führenden Schritte auf diesem hoffnungsvollen Wege herzlich begrüßt und moralisch wie politisch entschieden ermutigt werden! Denn auch jetzt gibt es keinen anderen Weg, auf dem die heute so übermäßig [S.265] zugespitzten Gegensätze zwischen dem westlichen und dem östlichen Europa allmählich gemildert und so die entscheidenden Hindernisse der deutschen Einheit aus dem Wege geräumt werden könnten! - - -

Bis zur Machtergreifung des Nationalsozialismus wurde Franz Oppenheimer nicht müde, sich immer wieder für eine entschlossene Siedlungspolitik einzusetzen und vor den schweren Gefahren einer Versäumnis zu warnen. So trat er zusammen mit Robert Wilbrandt an den Bundesvorstand der freien Gewerkschaften heran, um ihn zum Einsatz seines starken Einflusses für ein großzügiges Programm volkstümlicher Siedlung zu gewinnen. Er folgte einer Einladung von Gruppen der freien Jugendbewegung, sich vor einem überparteilich zusammengesetzten Kreis über seine Auffassung dieser Fragen zu äußern. — In dem der gleichen Bewegung nahestehenden Verlag Alfred Protte (Potsdam) brachte er um die Jahreswende 1932/33 sein kleines Buch „Weder so noch so. Der dritte Weg" heraus, in dem sein politisches, wirtschaftspolitisches und sozialethisches Credo in volkstümlicher Weise zusammengefaßt war. Es trug den gleichen Umschlag wie das kurz vorher erschienene Buch Knickerbockers „Deutschland so oder so?", das einen Rotfrontkämpfer und einen SA-Mann im Kampfe zeigte. Dies wurde von den Nazis als offene Provokation empfunden, so daß man das Buch — nur wenige Wochen nach seinem Erscheinen — sofort bei ihrer Machtergreifung aus dem Verkehr ziehen mußte.

Im Sommer 1933 schrieb er unter dem Pseudonym Francis D. Pelton einen ebenfalls für ein breites Publikum bestimmten utopischen Roman „Sprung über ein Jahrhundert", in dem er ähnliche Ideen vertrat. Er wurde von dem in der Schweiz beheimateten Gottheit-Verlag veröffentlicht und zunächst auch in Deutschland verkauft, gelesen und vereinzelt sogar besprochen. Einige Jahre später sah sich ein Kritiker veranlaßt, das für den Kenner recht durchsichtige Inkognito des Buches zu lüften; hiernach wurde auch dieses Buch schleunigst aus allen deutschen Sortimenten entfernt.

Andererseits blieb der Verlag Gustav Fischer, der schon seit der Zeit des ersten Weltkrieges eng und freundschaftlich mit Franz Oppenheimer zusammenarbeitete, auch in dieser Zeit schwerster Anfechtungen seiner vornehmen Tradition und seiner stolzen Devise „Semper bonis artibus" treu. Obwohl es von vornherein klar war, daß Franz Oppenheimers Werke unter dem nationalsozialisti- [S.266] schen Regime kaum noch verkäuflich sein würden, erfüllte er den über ein Jahrzehnt zuvor abgeschlossenen Vertrag über die Publikation eines „System der Soziologie" bis zum letzten Buchstaben. So konnten auch die sozial- und wirtschaftshistorischen Fragen gewidmeten letzten zwei Bände dieses Systems planmäßig abgeschlossen und herausgebracht werden; gegen Ende 1933 erschien „Adel und Bauernschaft. Das Mittelalter", und 1935 „Stadt und Bürgerschaft. Die Neuzeit". — Wie vorauszusehen, wurde nur noch ein geringer Teil dieser Bücher verkauft; der Rest mußte 1938 — zugleich mit allen übrigen Verlagsbeständen der Werke Franz Oppenheimers — auf Befehl der Gestapo eingestampft werden. Hiervon wurden allein beim Verlag rund 20 000 Bände betroffen. Hinzu kamen weitere Tausende von Bänden, die man aus öffentlichen Bibliotheken und aus den von der Gestapo beschlagnahmten Privatbibliotheken entfernte.

Nach Erlaß des sogenannten Gesetzes zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums wurde Franz Oppenheimer wie allen anderen jüdischen Ordinarien das Emeritierungsprivileg entzogen und durch eine Pensionsregelung ersetzt. — Und als er sich später zur Auswanderung entschließen mußte, wurde ihm die Genehmigung zur Ausreise nur unter der Bedingung erteilt, auch noch auf alle ihm für die Zukunft zustehenden Pensionsansprüche zu verzichten.

Bei führenden Vertretern freiheitlich-demokratischen Denkens außerhalb Deutschlands fand er gerade in dieser Zeit besonders warmherzige Anerkennung. Vor allem geschah dies aus Anlaß seines 70. Geburtstages am 30. März 1934, den er mit seinen Kindern und Freunden in Paris verlebte. Besonders verständnisvolle Glückwünsche wurden ihm von dem Lehrkörper der London School of Economics, von dem der Graduate Faculty of Social and Political Science in New York und von seinem Nachfolger auf seinem Frankfurter Lehrstuhl, Karl Mannheim, gesandt. Sie sind nachstehend teils in Faksimile, teils in Abschrift wiedergegeben worden.*) Auch die verehrungsvolle Würdigung, die sein Freund und Kampfgenosse C. Verwey ihm damals in der Zeitschrift der seinen Ideen nahestehenden holländischen „Grondpartij" „De Nieuwe Aarde" widmete, wurde in diesen Band aufgenommen.**)

*) S. 327, **) s. 329 ff.

[S.267] Obwohl seine deutschen Freunde und Schüler ihm in ihrer überwiegenden Mehrzahl auch unter dem nationalsozialistischen Regime die Treue hielten, wurde ihm das weitere Verbleiben in seinem Geburtsland doch immer schwerer erträglich. Daher begann er sich schon bald nach neuen Lebens- und Wirkungsmöglichkeiten umzutun. Hierbei dachte er zunächst an das Land Israel, in dem einer seiner Söhne schon seit den zwanziger Jahren als Forscher und akademischer Lehrer wirkte, während der andere einige Jahre später dorthin übersiedeln sollte. Überdies war die 1910 von ihm gegründete und 1918 den besonderen Belastungen des ersten Weltkrieges erlegene genossenschaftliche Siedlung Merchawia inzwischen in einer — wenn auch gewiß nicht ganz seinen Intentionen entsprechenden neuen Form wiedererstanden, während sein genossenschaftlicher Siedlungsversuch in Deutschland sehr bald nach dem Umsturz durch rasche Vollaufteilung der betreffenden Güter liquidiert worden war.

Den Winter 1934/35 verbrachte er in Palästina und hielt dort vor Führern der Arbeiterbewegung theoretische Kurse ab. Doch schien ihm das diesen Kursen entgegengebrachte Interesse nicht stark genug zu sein, um ihn zur Seßhaftmachung im Lande zu ermutigen. Er glaubte, „mit seinem Pfunde wuchern" und darum da wirken zu sollen, wo er die im Laufe eines langen Lebens erworbene ganze Fülle seiner Ideen und wissenschaftlichen Kenntnisse einsetzen konnte. — Für eine Wirksamkeit dieser Art war es im damaligen Stadium der Entwicklung Palästinas gewiß noch zu früh! Sie hätte eine viel größere Zahl akademisch gebildeter und interessierter Menschen vorausgesetzt, als damals im Lande vorhanden sein konnte.

Nach dieser Erfahrung reifte in ihm der Plan, sich auf eine Zukunft in den Vereinigten Staaten von Amerika einzustellen. Wie sehr ihm der Aufbau der Siedlung in Palästina trotzdem am Herzen lag, wird durch aus jener Zeit stammende Zeugnisse israelischer Persönlichkeiten bestätigt.*)

*) In einem kurz nach dem Tode Franz Oppenheimers geschriebenen Brief des damaligen Sekretärs der Siedlung Merchawia, Zwi Wardi, an Dr. L. Y. Oppenheimer heißt es: „Als Ihr Vater 1934 Merchawia besuchte, streifte er stundenlang in allen Winkeln des Betriebs herum. Er hörte unseren Erklärungen aufmerksam zu und drückte uns seine offenkundige Freude über den Erfolg unseres Siedlungswerks aus, obwohl es sich doch anders entwickelt hatte, als er ursprünglich gedacht hatte. Dieser Besuch hat sich uns allen als schöne Erinnerung eingeprägt." In seiner Aufsatzsammlung „Persönlichkeiten in Israel" (in hebräischer Sprache, Tel Aviv 1957, S. 109) berichtet der frühere geschäftsführende Vorsitzende des Jüdischen Nationalfonds, Abraham Granot, Franz Oppenheimer habe ihn damals überraschend in seinem Büro in Jerusalem aufgesucht: „Er möchte mit denen, die am Werke sind, noch einmal zusammen sein und wolle die segnen, die im Geist seines Denkens schafften und das Werk fortsetzten."

[S.268] Im Frühjahr 1936 reiste er für einige Monate nach den Vereinigten Staaten, konnte aber wegen seines hohen Alters auch dort keine gesicherte Existenzgrundlage mehr finden; daher war er genötigt, seine Auswanderungspläne zunächst zurückzustellen. — Erst als es von Anfang 1938 an zu einer sprunghaften Verschlechterung der Rechtslage und moralischen Situation sämtlicher deutscher Juden kam, entschloß er sich auf jedes Risiko hin, für sich und seine mit ihm lebende Tochter Renate Auswanderungsantrag zu stellen. Andererseits war es ihm damals noch nicht möglich, sofort in die Vereinigten Staaten überzusiedeln. Zwar war er selbst als akademischer Lehrer berechtigt, jederzeit quotenfrei einzuwandern; dagegen war die Berücksichtigung von Renates Quote frühestens binnen zwei Jahren zu erwarten. In dieser schwierigen Lage gelang es ihm, durch Vermittlung japanischer Anhänger seiner Lehre einen Lehrauftrag an der Keio-Universität in Tokio für die Zwischenzeit und ein japanisches Einwanderungsvisum zu erlangen.

Erst gegen Ende 1938 wurde ihm schließlich nach unerwartet großen Schwierigkeiten die Ausreise genehmigt. Er war daher noch in Deutschland, als die Welt bei der sudetendeutschen Krise vom September 1938 erstmalig am Rande eines Krieges stand, und als die „Reichskristallnacht" vom November 1938 zu einer Welle von Verhaftungen und groben antijüdischen Exzessen führte. Obendrein hatte man ihm wegen einer Namensverwechselung lange Zeit die Ausreise verweigert, ohne ihm hierfür irgendwelche Gründe anzugeben; und darum hatte der Zweifel, ob es ihm überhaupt vergönnt sein würde, ein für jüdische Menschen zum Gefängnis gewordenes Land zu verlassen, seine Nervenkraft und Gesundheit aufs schwerste erschüttert. Seine Ärzte hegten damals ernste Zweifel, ob er die Überfahrt nach Japan überstehen würde.

Als es ihm jedoch Dezember 1938 endlich gelungen war, Deutschland zu verlassen und sich in Marseille nach Japan einzuschiffen, [S.269] kehrte seine Lebenskraft allmählich wieder zurück. Er sah ein neues, hoffnungsvolles und im Rahmen seiner Bestrebungen höchst sinnvolles Wirkungsfeld vor sich. Und als er in Japan eintraf, begegneten ihm die akademischen Kreise mit so viel Verständnis und Sympathie, daß er sich ermutigt und neu belebt fühlen durfte.

Wie stark sein Einfluß aus dieser Zeit her bis heute in Japan weiterwirkt, wird außer durch verschiedene persönliche Zeugnisse*) vor allem durch die Entwicklung der Siedlung und Landwirtschaft in diesem Lande selbst bestätigt. Seine Lehre und sein geistiger Einfluß haben wesentlich dazu beigetragen, daß schon sehr bald nach dem von Japan verlorenen Krieg eine der Politik und Wissenschaft dieses Landes zum Segen gereichende entschiedene Landreform durchgeführt werden konnte. Auch die weitgehend mit der landwirtschaftlichen Entwicklung Palästinas parallel gehende erfolgreiche Entwicklung und Intensivierung der japanischen Landwirtschaft während der letzten Jahre läßt, ähnlich wie in Palästina, einen beträchtlichen Einfluß seiner Ideen und seiner Schüler erkennen. — Als der Verlag Fischer Anfang 1963 zur Subskription auf die inzwischen erschienene Neuauflage des „System der Soziologie'' aufrief, kamen 20 von den 100 ersten Subskriptionen aus Japan allein!

Franz Oppenheimer selbst hatte diesem Aufenthalt in Japan eine neue Perspektive zu verdanken, die er später in einer sozialgeschichtlichen Studie "Japan und Westeuropa" ausgearbeitet hat. Es befriedigte ihn tief festzustellen, daß die Sozialgeschichte Japans in ihren Grundzügen sehr weitgehend mit der Westeuropas übereinstimmt, obwohl sich beide Gebiete in Klima und Rasse, Technik und geo-politischer Situation aufs schärfste voneinander unterscheiden. Hierin sah er einen Beweis seiner These, daß letzten Ende nicht naturbedingte und technische, sondern soziologische Faktoren geschichtsbestimmend sind — in erster Linie diejenigen strukturbestimmenden Faktoren, von denen die Verteilung des landwirtschaftlichen Bodens und anderer wichtiger Produktionsgrundlagen unter die verschiedenen sozialen Schichten abhängt.

Dennoch wurde er auch hier von der politischen Verfolgung ereilt; als er Ende Januar 1939 in Japan eintraf, war das sogenannte Kulturabkommen zwischen dem nationalsozialistischen Deutschland

*) namentlich des Leiters der Abteilung für Siedlung und Agrarverfasfassung in der „Food and Agriculture Organization" der Vereinten Nationen, Dr. E. H. Jacoby.

[S.270] und einer mit ihm sympathisierenden, zum Kriege mit dem Westen rüstenden japanischen Regierung soeben in Kraft getreten. Es hatte die japanische Regierung verpflichtet, niemanden zu beschäftigen, der ihren nationalsozialistischen Freunden mißliebig sein könne. Und wie Franz Oppenheimers Freunde ihm versicherten, hatte nicht seine jüdische Abstammung, sondern seine sozialistische Denkweise zur Anwendung dieses Kulturabkommens auf seinen Fall geführt.

Die Folge war, daß sich seine Tätigkeit in Japan von Anfang an abseits der Öffentlichkeit vollziehen mußte. Er durfte weder Vorlesungen noch öffentliche Vorträge halten, und seine von wissenschaftlichen Zeitschriften bestellten Artikel blieben ungedruckt. Und als sich seine Tätigkeit trotzdem als sehr fruchtbar erwies, beschloß man, ihr nach wenig mehr als einem halbem Jahr durch einen Akt politischer Willkür ein vorzeitiges Ende zu setzen: obwohl er als Inhaber eines amerikanischen Non-Quota-Visums eine Aufenthaltserlaubnis in Japan zu beanspruchen hatte, wurde ihm diese entzogen. Er mußte Japan verlassen und in dem einzigen Gebiet Zuflucht suchen, in das man damals noch einwandern durfte: in Schanghai. Und da er dort nichts verdienen konnte, mußte er ausschließlich von einem namentlich aus dem Verkauf eines Teils seiner Bibliothek*) stammenden Notgroschen leben, so daß seine sehr bescheidenen Mittel rasch zusammenschmolzen. Überdies mußte er das ihm zuträgliche milde Klima Südjapans mit dem kontinentalen Kontrastklima Schanghais vertauschen, unter dessen rauhen Winterstürmen und drückend heißen Sommern er sehr litt.

Dennoch ließ er sich nicht niederdrücken. Er strebte so zu handeln, wie es das von ihm als Leitspruch empfundene Gedicht Rudyard Kiplings „If-" von dem kämpferischen Menschen erwartet:

„Zu sehn dein Werk zerbrochen und es eilig
Mit ärmsten Werkzeug wieder aufzubauen."

Schon in Japan hatte er damit begonnen, mit Hilfe seiner Tochter Renate eine verkürzte und darstellerisch vereinfachte englische Neuausgabe seiner wichtigsten soziologischen und ökonomischen Schriften vorzubereiten. In Schanghai nutzte er seine erzwungene Freistellung von äußeren Verpflichtungen dazu, sich dieser gemeinsamen Arbeit mit voller Kraft zu widmen. Als das Eintreffen des fehlenden Visums endlich im Hochsommer 1940 die Weiterreise

*) Einen anderen hatte er der Nationalbibliothek in Jerusalem geschenkt.

[S.271] nach den USA ermöglichte, waren schon drei Bände dieser Neuausgabe, darunter die „Soziologie des Staats", zum Abschluß gebracht.

Er ließ sich in Los Angeles nieder, wo seine etwas jüngere Schwester Elise Steindorff schon wohnhaft war. Dort faßte er die wichtigsten unter seinen ökonomischen Schriften in völlig neuer Anordnung und unter Zufügung neu geschriebener Aufsatzreihen meist dogmenkritischen Inhalts zu einer vierbändigen „Critique of political economy" zusammen. Und selbst seine Sozial- und Wirtschaftsgeschichte konnte er noch vor seinem Tode in einer stark verkürzten englischen Neubearbeitung im Rohbau abschließen.

Schon mehrere Jahre vor seinem Eintreffen in den USA hatten Bemühungen seiner Schüler eingesetzt, einen englischen oder amerikanischen Verlag für die Veröffentlichung dieser neuen Gesamtdarstellung seines wissenschaftlichen Lebenswerks zu gewinnen. Zunächst ließen sich diese Bemühungen hoffnungsvoll an; dann aber ging infolge des Kriegsausbruchs das Interesse für theoretische Veröffentlichungen so stark zurück, daß eine Neuausgabe dieses Umfangs nunmehr mit einem überaus hohen finanziellen Risiko verbunden war. Und darum waren die Verleger genötigt, so stark erhöhte Druckbeihilfen in Anspruch zu nehmen, daß die Freunde der Ideen Franz Oppenheimers sie beim besten Willen nicht aufbringen konnten.

Auf einem gleichzeitig beschrittenen anderen Wege hatte Franz Oppenheimer weit mehr Erfolg: bei der Gründung einer wissenschaftlichen Zeitschrift, in der er seine Ideen vor die Öffentlichkeit bringen konnte. Schon bei seinem Besuch der Vereinigten Staaten im Jahre 1935 hatte er mit den Freunden und Anhängern des amerikanischen Boden- und Steuerreformers Henry George Fühlung aufgenommen. Nunmehr entschloß sich die diesem Kreise nahestehende Robert Schalkenbach Foundation zur Hergabe eines „Grant" für eine Vierteljahresschrift, an deren Herausgabe sich Franz Oppenheimer beteiligen und die ganz in seinem Sinne einer „konstruktiven Synthese in den Sozialwissenschaften" gewidmet sein sollte. Im Oktober 1941 erschien diese bis heute fortbestehende, wegen ihrer unbestechlichen Sachlichkeit und ihres weiten Horizonts hochgeachtete Zeitschrift als „The American Journal of Economics and Sociology" zum ersten Mal. Ein wesentlicher Teil ihres Erfolges war dem unermüdlichen Kräfteeinsatz und der geistigen Aufgeschlossenheit ihres Hauptschriftleiters Will Lissner zu verdanken.

[S.272] Unter den Herausgebern und führenden Mitarbeitern dieser Zeitschrift fand Franz Oppenheimer verständnisvolle Mitkämpfer und Freunde. Außer den unmittelbaren Anhängern Henry Georges waren auch humanistisch und sozialistisch eingestellte Liberale und Vertreter religiöser Soziallehren an ihrem geistigen Aufbau beteiligt. Einer der Herausgeber war der Sozialgeograph Raymond E. Crist — ein besonders gut orientierter und treffsicherer Kritiker des Latifundiensystems in Latein-Amerika und andern Ländern der Welt. — Einer ihrer prominenten Mitarbeiter war der erst kürzlich mit über 90 Jahren verstorbene Francis Neilson, der noch aus der „radikalen" Tradition des frühen Liberalismus hervorgegangen war. Er war ein leidenschaftlicher Vorkämpfer für die Rechte des Bauerntums und die Werte einer gesunden ländlichen Gesellschaft, der seine Ideen durch gründliche sozialhistorische Studien zu unterbauen wußte. Auch Alvin Johnson, der Gründer der „New School for Social Research" in New York und eine der bedeutendsten Persönlichkeiten des New Deal, setzte sich entschieden für Bestrebungen und Auffassungen dieses Kreises ein.*)

Für die geistige Aufgeschlossenheit dieses Kreises zeugt ein gleich nach dem Kriege, Oktober 1945, im „American Journal for Economics and Sociology" publiziertes Manifest „Man's relation to the Land". Es trug den Untertitel: „Eine Feststellung der Prinzipien, die unseren nationalen, staatlichen und individuellen Aktionen zugrundeliegen sollten". Als seine Initiatoren traten ein Protestant, ein Katholik und ein Jude gemeinschaftlich auf: Benson Y. Landis als Protestant, L. G. Ligutti (heute Beobachter des Vatikans bei der FAO in Rom) als Katholik und Gabriel Davidsohn von der jüdischamerikanischen Farmervereinigung als Jude. Außer bestimmten, gemeinsam anerkannten sittlichen Prinzipien, vor denen sich jedes Bodenrecht und jede Agrarpolitik rechtfertigen müßten, enthielt das Manifest noch wohl durchdachte, ebenfalls gemeinschaftlich anerkannte, konkrete Vorschläge zur praktischen Anwendung jener Prinzipien.

In dieser Zeitschrift wurden zahlreiche Aufsätze und Besprechungen Franz Oppenheimers publiziert: nicht nur in den Jahren bis zu seinem Tod, sondern auch noch einige Jahre danach. Letzteres galt z. B. für die bereits erwähnte Studie „Japan und Westeuropa". —

*) Vgl. seinen Nachruf auf Franz Oppenheimer auf Seite 339 ff.

[S.273] Frühere Aufsätze hatten vor allem einer kritischen Auseinandersetzung mit liberalen und sozialistischen Wirtschaftstheorien und einer Stellungnahme zu Plänen politischer und sozialökonomischer Neugestaltung für die Zeit nach dem Kriege gegolten. — Eine dieser Stellungnahmen ist nachstehend abgedruckt worden (Seite 321). Hier betont Franz Oppenheimer gegenüber einer Programmschrift Walter Lippmanns, daß eine ausschließlich politisch aufgefaßte Demokratie nie in der Lage sein würde, die totalitären Mächte zu überwinden; dies könnte nur einer sozialökonomisch unterbauten Demokratie gelingen, „in der es tatsächlich eine Gleichheit der Chancen für alle gibt".

Einer seiner Denkschriften über Aufgabe und Voraussetzungen einer dauerhaften Friedenssicherung für die Nachkriegszeit hatte er den Titel „Pax Americana" gegeben. Sie wurde durch seinen Freund Louis Adamic dem Präsidenten Roosevelt übergeben.

Eine andere Denkschrift mit Plänen vornehmlich ökonomischen Inhalts ging dem späteren Vorkämpfer einer linksliberalen Erneuerungsbewegung, dem Staatssekretär für Landwirtschaft Henry Wallace zu. Dennoch konnten solche Pläne unter den Bedingungen jener Zeit bestenfalls respektvolle prinzipielle Anerkennung finden. Denn der Friede schien noch fern, und die unmittelbaren Aufgaben des Kampfes beherrschten die Stunde so ausschließlich, daß eine Vorschau auf weitere Sicht noch als „Luxus" erschien. Nicht selten wurden ihm sogar an Verleger oder Redaktionen gesandte Arbeiten wegen mangelnden Interesses oder Verständnisses wieder zurückgesandt.*) Dies galt sogar für eine noch heute aktuelle Broschüre „Demokratie am Scheideweg", in der er die in der Kritik an Lippmann nur skizzierten sozialökonomischen Voraussetzungen einer außenpolitisch werbekräftigen Demokratie näher herauszuarbeiten suchte. Die kurz vor seinem Tode geschriebene Untersuchung über „Die Ursprünge der europäischen Aristokratie" blieb ebenfalls ungedruckt.

Die ungeheure Arbeitsleistung seiner letzten Jahre wurde äußerst ungünstigen wirtschaftlichen Bedingungen und einer schon fast völlig erschöpften physischen Kraft abgerungen. Das ihm bei seiner Einreise in die USA noch verbliebene Minimum an Mitteln reichte

*) Vgl. den Bericht Bela Gaspars über Franz Oppenheimers letzte Lebenszeit auf Seite 277.

[S.274] nicht mehr weit. Die ihm für seine wissenschaftliche Arbeit gezahlten Honorare und „Grants"**) waren so bescheiden, daß sie nur einen beschränkten Teil seines Lebensbedarfs decken konnten. Und als er versuchte, den durch den Krieg ohnehin auf einen Bruchteil des Normalen reduzierten Wert eines kleinen Besitztums in Palästina nach USA zu transferieren, scheiterte dies an der Strenge der damals geltenden Devisenbestimmungen. So war er in seinen letzten Jahren auf Beiträge aus dem Einkommen angewiesen, das seine Tochter Renate als Mitarbeiterin von Filmautoren, Ärzten und Psychologen verdiente.

Schon seit vielen Jahrzehnten hatte er unter einem sich allmählich immer mehr verschlimmernden Lungenemphysem zu leiden. Es löste immer häufigere und immer heftigere Hustenanfälle aus, die sein Herz übermäßig belasteten. Um dem Fortschritt dieser Krankheit entgegenzuwirken, hatte er das zu seinen Lebensbedürfnissen gehörende mäßige Rauchen eingestellt und regelmäßig gymnastische Atemübungen getrieben. So konnte er in dem relativ milden Klima Kaliforniens bis 1942 leidlich gesund bleiben und sich eine selbst für einen jüngeren Menschen erstaunlich hohe Arbeitsleistung abringen. Das war zum großen Teil das Verdienst seiner Ärzte, die sich in der selbstlosesten und hingehendsten Weise um ihn bemüht hatten: Dr. Karl Posener (noch in Berlin), dessen Diagnose er eine wesentlich wirksamere Bekämpfung seines Leidens zu verdanken hatte, sowie Dr. Gabriel Segall, Dr. Hans Schiff und Dr. Julian Gunzberg in Los Angeles.

Daß eine so intensive Arbeit mehr oder minder rasch zur vollen Erschöpfung seiner Kräfte führen mußte, war ihm gewiß klar. Dennoch strebte er auch jetzt noch so zu handeln, wie es das seinem innersten Wollen so tief verwandte Gedicht Rudyard Kiplings fordert:

„Wenn, toderschöpft, sich Herz und Nerv versagen
Und nichts dir als der Wille bleibt zuletzt
Sie dennoch aufzupeitschen, bis sie tragen
Zum fernen Ziel dich, das du dir gesetzt!''*)

**) Letztere wurden ihm durch den Social Science Research Council und die Jewish Agency gewährt.

*) Der englische Urtext dieser Stelle lautet:
„If you can force your heart and nerve and sinew
To serve your turn long after they are gone
And so hold on when there is nothing in you
Except this will which says to them: ,Hold on!'"

[S.275] Im April 1942 schrieb er seinen Söhnen: „Ich will ,in den Sielen' sterben, wozu ich von jeher entschlossen war, und eben das, ,im Geschirr zu sein', hält mich am Leben. Ich habe noch etwas, für das es sich zu leben lohnt."**)

Gegen Ende des gleichen Jahres trat eine folgenschwere ernste Komplikation ein: ein fast völliger Verlust der Sehkraft durch Ausdehnung einer Starerkrankung auf das bis dahin verschont gebliebene zweite Auge. Um seine Sehkraft wieder herzustellen, mußte er sich einer zweimaligen Staroperation unterziehen. Diese stellte seine Sehkraft wieder her, so daß er bis kurz vor seinem Tode arbeiten konnte, nahm jedoch dem schon allzu sehr geschwächten Organismus die letzte Lebenskraft. Er magerte bedrohlich ab und wurde zusehends schwächer. Und schon Frühjahr 1942 setzte ein unaufhaltsamer Kräfteverfall ein.

Sein Lebensmut blieb selbst jetzt noch ungebrochen. In seinem letzten handschriftlichen Brief vom Mai 1943**) drückte er seinen Schmerz darüber aus, daß die seinem Herzen so nahen Enkelkinder fern von ihm aufwüchsen, ohne daß er sich ihrer auch persönlich erfreuen könnte. Und danach fuhr er fort: „Vielleicht werde ich doch noch länger aushalten als Hitler und stark genug sein, um die Reise halb um die Welt zu wagen. Laßt es uns hoffen! Es sieht ja jetzt gewiß so aus, als wenn der Teufel jene Verruchten doch rascher holen würde, als wir erwarteten. Amen!

Mein Büchlein über die Aristokratie ist fast vollendet, und ich finde immer noch viel Glück in meiner Arbeit. Ich bin froh, daß ich auch Euch zu Gelehrten gemacht habe. Ihr genießt die gleiche Seligkeit — anzuschauen, wie unser Tempel sich erhebt. Euer in Liebe Vater."

Als er dies schrieb, war er schon ans Haus gebunden und auf weitgehende Pflege angewiesen. Ende August wurde sein Zustand bedrohlich. Unverkennbar begannen die Kräfte seines Organismus zu erlöschen.

Jetzt schien es ihm an der Zeit zu sein, Abschied zu nehmen. Er hatte den Tod nie gefürchtet. Er schien ihm der natürliche Ausgang eines voll erfüllten Lebens zu sein. Gefühl und Einsicht hatten ihn gelehrt, daß sich ein solches Leben eben in seiner Erfüllung verzeh-

**) Mit Rücksicht auf die Kriegsverhältnisse waren die in jener Zeit geschriebenen Briefe in englischer Sprache abgefaßt.

[S.276] ren und so schließlich enden muß. Und als sich dies Lebensgesetz an ihm selbst erfüllte, fügte er sich ihm gelassen. Er schrieb Abschiedsbriefe an seine Söhne, in denen er in frohem und dankbarem Rückblick auf schöne gemeinsame Jahre von ihnen und von seinem eigenen Leben Abschied nahm. Und seinem Freund Bela Gaspar erklärte er im Gespräch, daß er nun nicht mehr am Leben zu bleiben verlange. Er fühle seine Schaffenskraft verebben; und er habe seinen vollen Anteil am Leben gehabt!

Was er wegen seines Lungenleidens befürchten mußte — ein „schweres Sterben", also Leiden und Todeskampf vor dem Ende, das blieb ihm zu seinem Segen erspart: die von beiden Enden zugleich entzündete Kerze, mit der er sein Leben so gern verglich, verlosch nun still und unmerklich, nachdem der letzte Rest ihres Nährstoffs aufgebraucht war.

Am Morgen des 29. September trat ein Zustand tiefer Benommenheit ein, in dem ihm die Sprache auszusetzen begann. Am Nachmittag des gleichen Tages kehrte sie mit dem letzten Aufflackern seiner Kräfte auf kurze Zeit wieder zurück; er konnte noch über seine vorherige „Trunkenheit" und seine Sprechschwierigkeiten scherzen. Dann verfiel er erneut einer tiefen Schläfrigkeit, aus der er noch einige Male erwachte und beim letzten Male Renate erklärte, daß er sich unbehaglich fühle. Ein oder zwei Stunden später ist er still eingeschlummert — ohne Todeskampf, ohne letztes Leiden, ja ohne sich auch nur zu bewegen! Es war ein „Tod im Kusse Gottes", wie der jüdische Volksmund ein solches Scheiden zu nennen liebt.

Er starb in den frühen Morgenstunden des 30. September 1943, genau in der Mitte seines 80. Lebensjahres. Nach jüdischer Zeitrechnung war es am ersten Neujahrstag. Mehr als jedes andere Fest ist dieses eine unter den zwei höchsten Festen des Judentums der sittlichen Einkehr und Selbsterkenntnis des im Ebenbilde Gottes geschaffenen Menschen geweiht. Zugleich soll es den Menschen die sittlich schöpferische Macht und die richtende Hoheit Gottes offenbaren. Kein anderes Fest der Juden ist so sehr über die einzelne Nation und ihr historisches Schicksal hinaus auf die Menschheit als Ganzes und auf die Erwartung des alle Menschen zum Bunde einenden Gottesreichs gerichtet.

So war es gewiß nicht ohne Sinn, wenn Franz Oppenheimer gerade an diesem Tage — wie es hebräisch heißt — „in seine Ewigkeit einging"!

[S.277]

Bela Gaspar:

FRANZ OPPENHEIMERS LETZTE TAGE*)

Etwa 14 Tage, bevor er dahinging, sagte mir Professor Oppenheimer, daß er nicht weiter am Leben zu bleiben verlange. Er fühle seine Arbeitskraft verebben; und er habe seinen vollen Anteil am Leben gehabt. Was ihn aufrecht erhielt, war das Interesse an seiner Arbeit, seinen Plänen und den Botschaften an die Menschheit, die er in sich fühlte.

Im Gegensatz zu seiner früheren Schaffenszeit, in der man seine Schriften gern entgegennahm, hatte er die traurige Erfahrung gemacht, daß viele seiner Arbeiten zurückgesandt wurden, obwohl er sich doch als Träger von „Botschaften" empfand. Er sah klar, daß seine Stärke von ihm wich; zugleich sah er ein baldiges Ende des Krieges voraus, und das verstärkte noch sein Bestreben, seine Ideen publiziert zu sehen. Denn er war überzeugt, daß der Krieg nicht viele Fragen lösen, sondern die Probleme noch tiefer aufreißen würde.

Er sprach gern von seinen Plänen für den Frieden und von der so dringenden Notwendigkeit einer kühnen Lösung, die einen dauernden Frieden sichern könnte. Es muß ihn unendlich betrübt haben, Schriften, die solche Pläne enthielten, mit der Bemerkung zurück zu erhalten, man sei von Nachkriegsplänen überschwemmt —, als seien seine Ideen nur eben der gewöhnliche Stoff von Friedensideen. Doch selbst unter diesen Umständen hielt er seine Würde und sittliche Kraft voll aufrecht. Bei so hohem Alter und so gebrechlicher Gesundheit einer seltenen Herzensgüte, einem starken Geist und einer großen Intelligenz zu begegnen, das war für mich ein wahres Erlebnis !

Er liebte Poesie, und ich werde nie die langen Spaziergänge in den Hügeln von Hollywood vergessen, in denen er mir häufig einige seiner Lieblingsgedichte vortrug und mir von seinem Leben und seinen Erfahrungen erzählte. Immer wieder kam er auf das Hauptthema zurück, dem sein Leben gewidmet war, auf soziale und historische

*) Aus einem Brief vom 15. Oktober 1943 an Will Lissner, den Herausgeber des American Journal for Economics and Sociology.

[S.278] Probleme. Hierüber sprach er mit großer Klarheit und Aufrichtigkeit.

Viele seiner Bemerkungen werde ich in meinem Gedächtnis bewahren. Einmal sagte er sehr bitter: „Eine kleine Minorität hat der Menschheit ihr Erbe gestohlen."